Liebeserlebnisse eines Autisten
Ich spürte wie etwas zerbrach. Ich analysierte das Geräusch. Die FFT ergab eine Dämpfung der Zerbrechung, die nur von Gewebe, eingebettet in einem Knochengitter stammen kann. Ist dieses Geräusch ein Lungenbruch?
Doch halt, nein. Was ist dieses Spektralband in der FFT, bei einer Frequenz von etwa 0.185*10^-3 Herz? Unbedeutend und klein, dennoch scheint das Objekt unmittelbar vor dem Zerbrechen noch Laute von sich gegeben zu haben. Wie eine Pumpe, mit 90 Impulsen pro Minute an der Zahl. Was mag dies bedeuten, grübelte ich. Gedankenversunken zählte ich die Späne der Raufasertapete an der Decke. Hat sie einen Schlauch in der Speiseröhre, der ihr Flüssigkeit in ihren Hals pumpt?
Einen Augenblick später blickte ich durch den Raum, sie war wohl gegangen. Einen weiteren Augenblick später, es mussten etwa 3 Tage gewesen sein, es klingelte an der Tür. Ein Paketbote übergab mir eine Videokassette. Noch verwirrt von der scheinbar gleichmäßigen Unregelmäßigkeit der Tapete brüllte ich: „Was soll ich damit?! Wo soll ich sowas anschauen?!". Doch der Bote entschuldigte sich mit Worten und kramte aus etwas, das ich als Hosentasche bezeichnen würde, einen 50-Zoll Plasmabildschirm und einen Videorecorder hervor.
Nun verstand ich. Die Vermutung die ich bisher nicht hatte - "DAS HERZ ZERBRACH" - war nicht vollkommen zutreffend, denn das Pumpen das ich vernahm kam zwar von einem Herz, jedoch nicht von ihrem. Auf den Aufnahmen erkannte ich wie ein zweieinhalb Meter großer Waschbär ihr Rückgrat mit einem Hieb zerbrach und sie tot auf dem Boden zurückließ. "Das Waschbärenherz war also das pumpende Geräusch", murmelte ich bekennend, und widmete mich wieder meiner inzwischen schon fast braunen Banane. "Braune Banane", dachte ich und lachte kurz.